Eine Aera geht zu Ende – Druckerei und Verlag Schöffl-Borstendörfer, Inh. Eva Marx übergibt den „Heimatbrief Saazerland“ an den Helmut Preußler Verlag Nürnberg

Von Christel Demel, Rektorin i.R., Heimatkreisbetreuerin

Das Familienunternehmen „Druckerei und Verlag Schöffl-Borstendörfer“ (Saaz-Brüx-Forchheim) mit dem Verlegerehepaar Eva Marx, geb. Schöffl-Borstendörfer und Ehemann Horst Marx übergibt am 1. Jänner 2015 den „Heimatbrief Saazerland“ an den Helmut Preußler Verlag Nürnberg.

Ein kleiner Rückblick in die Firmengeschichte zeigt ein sudetendeutsches Schicksal der letzten 112 Jahre.

In Saaz a.d. Eger gründete 1902 der 28jährige Junglehrer Gustav Schöffl-Borstendörfer mit einem Darlehen von 300 Gulden ein Druckerei- und Zeitungsunternehmen, den „Saazer Anzeiger“, der sich bald der Sympathie des Bauernstandes im Saazer Land erfreute. Diese Zeitung konnte sich auf die Mitarbeit der ehemaligen Berufskollegen des Gründers stützen, dessen Frau, eine geborene Lohmer einem alten Bauerngeschlecht aus Stankowitz mit Ahnen aus Reitschowes und Lischan entstammte.

Dem Ehepaar wurden vier Kinder geboren.

Der Erstgeborene, Erhard Schöffl-Borstendörfer, geb. 1907, absolvierte nach der Gymnasialzeit eine Buchdruckerlehre im väterlichen Betrieb, war eine Zeit lang in einem tschechischen Betrieb „auf Tausch“, um die tschechische Sprache zu erlernen und besuchte von 1924-26 die renommierte „Graphische Lehr- und Versuchsanstalt“ in Wien. Schon 1929 übernahm er die Leitung der vom Vater erworbenen Buchdruckerei Franz Herzum in der Fleischbankgasse in Brüx und übersiedelte auch dorthin.

Seine Aufgabe, dieses alteingesessene und traditionsreiche Druckereiunternehmen wieder zu frischem Schwung zu verhelfen und wieder zur alten Geltung zu bringen, gelang ihm. Jahre wirtschaftlichen Aufbaues, Um- und Ausbauten und Vergrößerung der Betriebsgebäude in Saaz und Brüx folgten. Beachtliche überregionale Zeitungen und Zeitschriften wie die Monatsschrift des Bundes der Deutschen Landjugend, die Deutsche Hotel- und Gastgewerbezeitung und vieles mehr wurden in Brüx gedruckt.

Erhard Schöffl-Borstendörfer heiratete 1938 die aktive Turnerin, Fechterin und Sängerin Maria Gorda, die später auch an der Vermögensverwaltung des Sprechers der Sudetendeutschen Hans Christoph Seebohm mitgewirkt hat.

Dieser Ehe entstammen die Töchter Edda und Eva, die beide noch in der Heimat geboren worden sind.

Mit dem II. Weltkrieg 1939 begann die Katastrophe für die Familie.

In seinem Beitrag „Danksagung und Vermächtnis“ anlässlich seines 80. Geburtstages in Forchheim schrieb Erhard Schöffl-Borstendörfer: „Es kam der Krieg, die schrecklichen Bombenangriffe bei Tag und Nacht, die insbesondere dem benachbarten Hydrierwerk Maltheuern galten, der Zusammenbruch, der Tschechenterror und die Vertreibung.

Meine Familie musste drei Tage und drei Nächte im „Sammellager Glashütte“ ausharren, ohne Nahrung, ohne Nachtlager, ehe sie mitleidige Tschechen (meine ehemaligen Angestellten) herausholten. Über ein Jahr lang leistete ich Fronarbeit am Venusschacht, ehe es meiner Schwägerin gelang, uns in ihren Transport in die Ostzone mit einzuschmuggeln. Unser Ziel war aber die Stadt Forchheim in Oberfranken, für die ich eine „Zuzugsgenehmigung“ in Händen hielt, die mir mein Vater verschaffte und die mir Turnlehrer Hallama (Drechsler) von dort unter Einsatz von Leib und Leben nach Brüx überbracht hatte“.

Der Neubeginn in Forchheim war schwer. Es dauerte noch acht Jahre, bis 1954 Erhard Schöffl-Borstendörfer mit Hilfe von alten Freunden und seiner Frau eine Druckerei in Forchheim eröffnen konnte und Aufträge von einigen „Flüchtlingsbetrieben“ erhielt.

Die ärgste Not war zu Ende, als Emil Hauner den „Heimatbrief Saazerland“ (damals 14tägig mit 6 Seiten) im Betrieb drucken ließ. Schon 1957 kam die „Brüxer Heimatzeitung“ hinzu.

Tochter Edda, verh. Klinger, arbeitete ab 1959 in Verwaltung und Buchhaltung des Verlages mit, Tochter Eva, die von 1959-1962 eine Lehrzeit als Schriftsetzerin absolviert und 1968 die Meisterprüfung gemacht hatte, übernahm 10 Jahre später, 1978, die Druckerei und den Verlag Schöffl-Borstendörfer, unterstützt durch die tatkräftige Mithilfe ihres Ehemannes Horst Marx, Spezialist im Bereich der Druckmaschinen und des Offsetdrucks. 1988 zog sich der Vater aus der Arbeit für den Verlag zurück.

1986 bis zu seinem Tod 2004 hatte Kurt Klaus die Schriftleitung inne, unter Mithilfe seiner Frau Erika. Eva Marx trug ab 2004 die alleinige Verantwortung für Inhalt und Gestaltung des Heimatbriefes. Erika Klaus leistete wertvolle Unterstützung beim Redigieren der Beiträge bis zu ihrer Erkrankung Anfang 2014.

Nach inzwischen 36 Jahren als Verlegerin des „Heimatbriefes Saazerland“ und von 1978-2007 auch der „Brüxer Heimatzeitung“ übergibt sie nun mit ihrem Ehemann Horst Marx aus Alters- und Gesundheitsgründen unsere Heimatzeitung „Heimatbrief Saazerland“ an den Helmut Preußler Verlag Nürnberg. Dort wird ab 1. Jänner 2015 der „Heimatbrief Saazerland“ mit der „Brüxer Heimatzeitung“ zusammen in einem Heft publiziert.

Für Eva Marx war nach ihren eigenen Worten die Arbeit für unsere Heimatzeitung zwar ihr Beruf, aber auch Berufung und Verpflichtung für die vertriebenen Landsleute.

Für alle Gemeindebetreuer/innen aus dem Heimatkreis Podersam-Jechnitz und für die Kreisbetreuung war und ist sie eine vorbildliche, umsichtige, freundliche, langmütige, souveräne und charmante Verlegerin – stets ausgleichend zwischen einzelnen gegensätzlich denkenden Lesern stehend, immer auch unterstützt auf vielfältige Weise von ihrem Ehemann Horst Marx.

Wir haben Eva Marx, geb. Schöffl-Borstendörfer und ihrem Mann Horst Marx viel zu verdanken und freuen uns darüber, dass Frau Eva Marx weiterhin im Heimatbrief für Beiträge für die Stadt Saaz sorgen wird. Wir wünschen dem Ehepaar Marx noch viele gemeinsame schöne Jahre!

Während unserer Gemeindebetreuer/innen-Tagung vom 17.-19. April 2015 auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen wird die Sudetendeutsche Landsmannschaft und der Heimatkreis Podersam-Jechnitz das Verlegerehepaar auf besondere Weise ehren.

Foto: Verlegerehepaar Eva und Horst Marx in der St. Elisabeth-Kapelle des Altvaterturmes bei Lehesten/Thüringen. Heimatpfarrer Friedrich Pittner segnete am 19. Juli 2014 die von der Familie unseres unvergesslichen Gemeindebetreuers von Podersam, Kriegern, Scheles, Lubau und Überbergen Gerhard W. Schmid dem Heimatkreis gestifteten Heiligenfiguren St. Florian und St. Wendelin.